Istanbul – eMMenreiter Reiseabenteuer auf alten MZ-Motorrädern Fri, 16 Dec 2016 05:07:34 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.0.2 /wp-content/uploads/2015/03/reise-551a6390v1_site_icon-32x32.png Istanbul – eMMenreiter 32 32 Metropole Istanbul /metropole-istanbul/ /metropole-istanbul/#comments Fri, 06 Jun 2008 14:43:20 +0000 /?page_id=1393 Alter türkischer Mann in Istanbul

Über den Mond zum Taksim-Square

Wir wollten die türkische Megacity, in der mittlerweile mindestens ein Fünftel der Türken lebt, nicht unbedingt quer über die Autobahn einfahren. Eigentlich hat uns bisher fast jeder empfohlen, dass wir uns das Verkehrschaos in Istanbul gar nicht erst antun und irgendwo außerhalb der City unterkommen sollen, um dann mit Bahn oder Taxi in die Stadt zu fahren. Wir hatten allerdings die Adresse eines schönen Hostels nahe des zentralen Taksim-Platzes in der Tasche und das haben wir ohne Stadtplan, aber guten Mutes angesteuert. Bevor wir uns dann doch auf einer vierspurigen Stadtautobahn wiederfanden, endete unsere Landstraße noch kurz vor Istanbul in einer Art Mondlandschaft, auf der Bau-LKW wie Ameisen hin und her fuhren und unsere MZ mitten drin im grauweißen Staub. Die Straße führte durch ein Steinbruchgebiet; wir machten unser Fernlicht an und steuerten den halb Schotter-, halb Asphaltweg entlang. In Istanbul angekommen sehen die Moppeds nun endlich auch nach „Weltreise“ aus. Weiter in der Stadt folgen wir dem Wegweiser „Taksim Square“. Der Verkehr staut sich, die Straßen sind steil und in allem Gewusel streikt dann bei Suse an der roten Ampel bergauf die Kupplung. Hinter ihr drängeln die hupenden Autos und Busse, bis wir das Motorrad an den Straßenrand schieben. Mit ein paar Handgriffen war die Kupplung wieder eingestellt. Zehn Minuten und einen Liter Schweiß später dasselbe Prozedere bei Micha.
Ein paar Straßenkreuzungen weiter kommen wir dann endlich in der kleinen Gasse mit dem Hostel „Chambers of the Bohéme“ an. Hier begrüßt uns Besitzer Ahmet in fließendem Englisch und mit trockenem Humor: „Das ist das Zimmer, Duschen und Toilette gibt es leider nicht. Da müsst ihr nebenan ins Cafè!“ Den Witz konnte er sich, so wie wir Beide aussahen und rochen, nicht verkneifen.

7. Juni 2008: Wir betreten Asien!

Istanbul ist der Scheitelpunkt unserer Eurasienreise. In der einzigen Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt, können wir uns täglich für den Aufenthalt entweder in Europa oder Asien entscheiden. Die Nächte verbringen wir noch in Europa. Am heutigen Samstag jedoch haben wir per Fähre über den Bosporus und Weiterfahrt mit dem Minibüs den höchsten Hügel Istanbuls – Camlica – besucht und damit erstmals Asien betreten. Camlica ist am Wochenende ein beliebtes Ausflugziel für die Istanbuler und so wie es aussieht, ein beliebter Ort für Hochzeiten. Wir haben hier neben der wundervollen Aussicht auf die weit reichende Megacity gleich zwei türkische Brautpaare bewundern dürfen. Um 17 Uhr hören wir beim Blick auf die Bosporus-Brücke aus dem Tal gleichzeitig aus mehreren Moscheen die Vorgebete aus den Minaretten. Eine einmalige Atmosphäre. In diesem Teil Istanbuls sehen wir auch viel mehr – teilweise bis auf die Augen – verhüllte Frauen, als im europäischen und westlich geprägtem Stadtteil Beyoglu, in dem wir dieser Tage wohnen. In Beyoglu laufen Teenager mit Mangafrisuren, Transen, Touristen wie wir und gestylte Türken durch die Gassen. Auf jeden Fall sehen wir überall deutlich mehr Männer als Frauen auf der Straße.
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Als Tourist in Istanbul

Istanbul hat viel zu bieten: Riesige Moscheen, Basare, Paläste, Brücken, Museen, gutes Essen, tausende Läden… Da wir keine Lust auf ein anstrengendes Abreiten sämtlicher Sehenswürdigkeiten haben, gehen wir jeden Tag spontan auf die Straße und entdecken nach und nach die schönsten Dinge der Stadt für uns. Ahmet, der Hostelbesitzer, gibt uns ein paar Tipps. Wir nehmen uns Zeit zum Rumschlendern und geben uns Mühe, nicht sofort als Tourist ins Auge zu fallen. Statt mit Fototasche und Rucksack laufen wir mit einem Einkaufsbeutel herum. In den beliebten Vierteln der Stadt werden Touristen gerne zum Essen oder Kaufen überredet. Für den Weg über die Galata-Brücke vorbei an der Kette der Fischrestaurants im Untergeschoss haben wir mittlerweile mehrere Tricks ausprobiert, um nicht von jedem Kellner zu Tisch gebeten zu werden: 1. im Laufschritt passieren und gestresst tun, 2. dankend ablehnen auf Türkisch, 3. nacheinander (also nicht als Pärchen) entlang gehen und 4. eine türkische Tageszeitung unter den Arm klemmen. Damit schafft man es ganz gut durch den Touri-Spießrutenlauf.
Wir haben bei angenehmstem Wetter die Neue und Blaue Moschee, den Topkapi-Palast, den Großen Basar und das Archäologische Museum besucht, bei Sonnenuntergang den Galataturm bestiegen und eine lange Bosporustour gemacht. Zwischendurch genießen wir türkischen Tee und zum Abendessen einheimische Spezialitäten. Die Menschen, die wir treffen, sind offenherzig, hilfsbereit und fröhlich. Alle, die wir vor dem Fotografieren um Erlaubnis fragen, freuen sich über die Aufmerksamkeit und stellen sich gerne als Motiv zur Verfügung. Es gibt allerdings auch genügend Gauner in der Stadt, die es auf unser Geld abgesehen haben: Zunächst ein kleiner, netter Smalltalk auf Englisch und ehe man sich umdrehen kann, soll man für geputzte Schuhe zehn Euro bezahlen.

Abfahrt ins echte Abenteuer

Kilometerstand 4141. Morgens um sechs, noch vor dem Berufsverkehr, ist es Zeit für die Weiterfahrt auf der etwa 1.500 km langen, türkischen Schwarzmeerküstenstraße bis nach Georgien. Wir haben heute beim Gümrük Dairesi (Zollamt) in Istanbul mit dem nachgeschickten nationalen Zulassungsschein für die MZ noch unsere Aufenthaltsgenehmigung verlängert und damit bleibt uns genug Zeit für die Fahrt bis zur Grenze bei Sarpi.
Nach einer Woche Großstadt freuen wir uns auf die türkische Provinz. Wir werden das Land noch bis zum 22. Juni erkunden. Unser letzter Abend in Istanbul war der Schönste: Wir wurden von einem Händler am Bosporus zum Feierabendtee mit seinen Freunden vor dem Geschäft mit Blick aufs Goldene Horn eingeladen. Mit dabei in der Männerunde war ein echter Imam, der uns vorgesungen hat. Als wir seine kleine Moschee nebenan besichtigen wollen, holt Suse ihr Kopftuch aus der Tasche und alle Männer rufen Bravo und freuen sich. Zum Abschluss des Feierabends und bei Sonnenuntergang lädt uns der Händler noch zu einer kleinen Runde auf dem Bosporus mit dem Taxiboot ein. Danach chauffiert er uns ins Hostel zurück. Wir sind gerührt, mit welcher Herzlichkeit er uns begegnet. Und er wird dafür belohnt: Die Türkei hat kurz darauf 2:1 gegen die Schweiz in der Fußball-EM gewonnen.
Während die Stadt feiert rückt für uns das Abenteuer spürbar näher. Jetzt, wo wir asiatische Wege befahren werden, kommt ein anderes Gefühl in uns auf. Wie werden wir die nächsten Grenzübergänge überstehen und wie erst den 5-Tage-Transit quer durch Turkmenistan bei Wüstenhitze und schlechter Straße? Und wie werden wir die obligatorischen Einladungen zum Wodka und die Höhen des Pamirs vertragen? (Wie) wird die Einreise nach Indien via China klappen? Julian, ein Amerikaner, den wir kürzlich im Hostel getroffen haben und der ein Jahr lang in Baku studiert, erzählte uns ein bisschen über die Leute, Landschaften und Straßen im Kaukasus. In Aserbaidschan reist man auf unentdeckten Pfaden; hier gibt es noch das wahre Abenteuer. Baku am Kaspischen Meer ist vom Ölboom gezeichnet. Das vorher zu durchreisende Georgien soll einfach nur schön und Tiflis eine faszinierende Stadt sein. Hier werden wir auch erstmals unsere Russischkenntnisse ausgraben, nachdem wir bisher mit Englisch bestens durchgekommen sind. Also dann: Doswidanja!

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