{"id":12366,"date":"2017-04-26T12:26:44","date_gmt":"2017-04-26T10:26:44","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=12366"},"modified":"2019-06-06T08:05:06","modified_gmt":"2019-06-06T06:05:06","slug":"kambodscha-kardamomberge-otresbeach","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/kambodscha-kardamomberge-otresbeach\/","title":{"rendered":"Kambodscha: \u00dcber die Kardamomberge ans Meer"},"content":{"rendered":"
\"MZ

Otresbeach: Endlich Strandsand unter den R\u00e4dern \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

Abschied aus Siem Reap<\/h3>\n

Siem Reap, 24. Februar 2017. Die letzten Tage waren unheimlich schw\u00fcl und der Schwei\u00dffilm auf der Haut ist ein Dauerzustand. Seit gestern fr\u00fch um f\u00fcnf treiben uns au\u00dferdem die schmerzenden Lautsprecherkl\u00e4nge einer Hochzeit in der Nachbarschaft fast in den Wahnsinn. Da helfen auch keine Ohrenst\u00f6psel.
\nMicha wischt den Staub von den MZ-Sitzb\u00e4nken \u2013 in den letzten drei Wochen, die wir bei Ken gewohnt haben, sind wir eher Fahrrad als Motorrad gefahren. Heute Vormittag nehmen wir nun Abschied und reisen weiter in Kens eigentliche Heimatstadt: nach Battambang. Es f\u00fchlt sich gut an, wieder auf der Emme zu sitzen. Fahrtwind str\u00f6mt durch unsere halboffenen Motorradjacken. Nicht mal der Platten an Michas Hinterrad, den wir kurz hinter Siem Reap noch schnell beseitigen m\u00fcssen, kann unseren Fahrspa\u00df bremsen.<\/p>\n

Kardamomberge: Stopp bei Mister Lim<\/h3>\n

Nach drei Tagen in Battambang steuern wir auf das Kardamomgebirge zu, das f\u00fcr seine artenreichen Regenw\u00e4lder bekannt ist, die in S\u00fcdostasien immer seltener werden. Hinter den Bergen wartet dann endlich das Meer auf uns.
\nBevor wir die Kardamomberge erreichen, biegen wir bei Pursat zun\u00e4chst von der asphaltierten Hauptstra\u00dfe auf eine lange Schotterstra\u00dfe nach Westen ab. Eingestaubt landen wir nachmittags in Veal Veng \u2013 auch Pramaoy genannt. Es ist ein ziemlich h\u00e4sslicher Ort. Die Hauptstra\u00dfe mit dem Basar ist eine verstaubte Aneinanderreihung zusammengeschusterter Kr\u00e4merl\u00e4den. Dazwischen ein paar Stra\u00dfenk\u00fcchen mit Plastikst\u00fchlen in knallrot und blau. Zwei riesige Baumaschinen planieren gerade die rote Erde im Dorfzentrum \u2013 ein \u00fcberdimensionierter Platz, auf dem Pisten aus vier Richtungen zusammentreffen. Wir entdecken einen Gasthaus-Wegweiser und fahren mit den Motorr\u00e4dern vor. Das Zimmer kostet f\u00fcnf Dollar die Nacht. Eine junge Frau f\u00fchrt uns lustlos bis ans Ende eines langen, dunklen Gangs zu unserem Schlafgemach. Au\u00dfer uns ist niemand anderes in diesem trostlosen Geb\u00e4ude.
\nZu unserer Freude fahren am fr\u00fchen Abend dann doch noch zwei weitere G\u00e4ste vor: Michael und Andrea. Die zwei sind einige Monate mit in Hanoi geliehenen Hondas in S\u00fcdostasien unterwegs und gr\u00fc\u00dfen uns herzlich mit „Ah, die Emmenreiter!“ Sie hatten vor ein paar Jahren einen Reisevortrag von uns besucht und erkannten uns sofort wieder \u2013 hier im Nirgendwo von Kambodscha.
\nAm n\u00e4chsten Morgen biegen wir vier auf den schwierigeren Teil der Route ab: eine Berg- und Talfahrt durch den Kardamomdschungel bis ins Dorf Osoam. Ein chinesisches Unternehmen hat vor ein paar Jahren die Piste durch den Wald geschlagen, um einen Staudamm zur Stromgewinnung in die Berge zu bauen. Nach 40 Kilometern haben wir die abgeschiedene Siedlung erreicht. Der einstige Urwald, der sie umgab, fiel einer gro\u00dffl\u00e4chigen Abholzung und einem Stausee zum Opfer. Das hat das Leben der Menschen in Osoam drastisch ver\u00e4ndert.
\nAm Wegrand taucht ein blau gestrichenes Holzschild auf: „Welcome to O`soam Community Based Eco-agriculture Center„<\/em> steht da. Es weist auf ein Geh\u00f6ft mit einigen Holzh\u00fctten, das von einem gro\u00dfen Garten umgeben ist. Hier bietet Mister Lim, wie ihn alle nennen, Besuchern eine Bleibe an.
\nWer durch die Kardomomberge reist, wird um Mister Lim nicht herumkommen. Er hat sich als kreativer Unterst\u00fctzer der Region einen Namen gemacht. Wir d\u00fcrfen unser Zelt auf seinem Hof aufschlagen und lassen uns das leckere Essen schmecken, das seine Nachbarin hier f\u00fcr Besucher kocht. Die Zutaten stammen allesamt aus dem eigenen Bioanbau. Mister Lim selbst lernen wir erst am Abend kennen. Er ist Ende 30, verheiratet und hat eine kleine Tochter. Der Typ ist ein Energieb\u00fcndel \u2013 das merkt man sofort. Es f\u00e4llt ihm schwer, still zu sitzen. In seinem drahtigen K\u00f6rper brodelt der Wille, Dinge besser zu machen. Seine Kindheit habe er in einem thail\u00e4ndischen Fl\u00fcchtlingslager verbracht, erz\u00e4hlt er uns. Als er das erste Mal eine Schule betrat, sei er schon Teenager gewesen. Nachdem er Lesen und Schreiben gelernt hatte, reparierte er elektrische Ger\u00e4te, um Geld zu verdienen, paukte nebenbei Englisch und bewarb sich sp\u00e4ter als Dolmetscher bei einem Projekt, das den Kardamomwald vor Wilderern sch\u00fctzt. 2012 gr\u00fcndete Mister Lim in Osoam sein eigenes Projekt. Er m\u00f6chte den Einheimischen, die einst mit und von dem Regenwald lebten, neue M\u00f6glichkeiten geben, ihr Leben zu bestreiten \u2013 als Biobauern oder im \u00d6kotourismus. In seinem Garten experimentiert Mister Lim mit \u00f6kologischer Landwirtschaft. Wer will, darf mitarbeiten und lernen. In seiner kleinen Hofschule k\u00f6nnen Kinder und Erwachsene au\u00dferdem Englisch lernen. Eines Tages k\u00f6nnten sie, wie Mister Lim, Touristen beispielsweise auf mehrt\u00e4gigen Wanderungen durch den Dschungel f\u00fchren. Denn jedes Jahr kommen mehr Besucher nach Osoam, um dieses Abenteuer zu erleben.<\/p>\n\n\n\n \t\t\n\t\t\t\t