{"id":1659,"date":"2008-10-19T21:45:40","date_gmt":"2008-10-19T19:45:40","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=1659"},"modified":"2016-12-16T07:31:15","modified_gmt":"2016-12-16T05:31:15","slug":"pakistan-nanga-parbat","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/pakistan-nanga-parbat\/","title":{"rendered":"Blaues Blut, Polo und Nanga Parbat"},"content":{"rendered":"

\"Polospiel<\/p>\n

Kurzweilige Tour ins n\u00e4chste Dorf<\/h3>\n

Unsere Motorradtour von Karimabad nach Chalt, entlang auf dem schmalen Karakorum-Highway, der sich jetzt meistens dicht an steilen Felsw\u00e4nden entlang schl\u00e4ngelt, dauert nicht mal zwei Stunden. Die ziemlich entspannte Fahrt peppen wir durch kurze Blicke nach oben und \u00fcber den \u00e4u\u00dferen Stra\u00dfenrand hinaus auf. Riesige Felsbrocken h\u00e4ngen manchmal so lose in der Bergwand oder ragen \u00fcber die Stra\u00dfe, dass man hofft, sie m\u00f6gen noch ein paar Sekunden dort bleiben. Die Wahrscheinlichkeit eines Bergrutsches oder Steinschlags ist wohl gr\u00f6\u00dfer, als Opfer eines terroristischen Zwischenfalls zu werden. Unser Unterbewusstsein zieht den Gasgriff an. Doch Vorsicht, am \u00e4u\u00dferen Rand geht es ohne Sicherung hunderte Meter bergab in die Hunza River Schlucht. Zum Gl\u00fcck sind im Norden nicht viele Fahrzeuge unterwegs, denen wir in der Kurve ausweichen m\u00fcssen. Immer wieder passieren wir Abschnitte, auf denen chinesische Bautrupps gerade am R\u00fcumen und Ausbessern der Stra\u00dfe sind.<\/p>\n

Chalt: Einladung zum Kaffee in adeliger Runde<\/h3>\n

\u00dcber zwei Holzspannbr\u00fccken gelangen wir nach Chalt. Das kleine Dorf ist geografisch und geschichtlich interessant: Hier in der N\u00e4he traf vor f\u00fcnfzig Millionen Jahren der indische Subkontinent auf die asiatische Platte und formte die gewaltige Himalaja Gebirgskette. Chalt war au\u00dferdem ein Teil der Seidenstra\u00dfe. Und: Der Ort ist Teil der Region Nagyr, die wie das angrenzende Hunza einen K\u00f6nig hatte und lange Zeit in Feindschaft mit dem Hunzareich lebte. Durch Zufall lernen wir bei einem Dorfspaziergang kurz nach Ankunft die royalen Nachfahren beider K\u00f6nigsfamilien kennen, deren Gro\u00dfeltern irgendwann untereinander heirateten und seitdem f\u00fcr Frieden sorgten. Prinz Shaldar Adam Khan, ein 23j\u00e4hriger Typ in Jeans und Sweatshirt, der sich \u00fcberwiegend in der Gro\u00dfstadt Islamabad zuhause f\u00fchlt, spricht uns auf der Dorfstra\u00dfe an und l\u00e4dt uns spontan zum Kaffee ins Sommerhaus seines Vaters Saeed ein. Saeed\u2019s Gro\u00dfvater war der letzte K\u00f6nig von Nagyr, seine Frau ist die Tochter des letzten K\u00f6nigs von Hunza. Alte Schwarz-Wei\u00df-Fotografien im Haus zeigen, von wem das blaue Blut stammt.
\nDas eigentlich wenig genutzte Sommerhaus steht auf einer Wiese mit Blick auf den Rakaposhi. Es hat eine gro\u00dfe Terrasse und ist bescheiden eingerichtet. Drinnen sitzt eine Bande Nachbarskinder vor dem Fernseher. Zwei Angestellte, einfache M\u00e4nner aus dem Dorf, servieren uns Kaffee und Kuchen nach drau\u00dfen. Adams Vater, ein eher europ\u00e4isch wirkender Mann, begr\u00fc\u00dft uns mit seiner rauhen Stimme, als h\u00e4tte er uns bereits erwartet. Er ist viel herumgereist, besonders in Deutschland und \u00d6sterreich und freut sich sehr \u00fcber unseren Besuch. Er arbeitet seit langem im Tourismusgesch\u00e4ft, damals f\u00fcr die pakistanische Regierung, heute mit seinem eigenen Unternehmen (www.travellife.com.pk). Die Geschichten, die er uns von seinen Trekkingtouren und \u00fcber deutsche Bergsteiger erz\u00e4hlt, sind spannend und am\u00fcsant. Wir sitzen in Pakistanikleidung vor ihm und seinem Sohn und staunen mal wieder \u00fcber die schnelle vertraute Atmosph\u00e4re.
\nAm n\u00e4chsten Tag werfen wir einen Blick in die Dorfschule und st\u00f6ren mit unserem Erscheinen kurz den Unterricht. Der Direktor bittet uns, zum Milchtee zu bleiben und erz\u00e4hlt uns stolz, welche Fortschritte seit ein paar Jahren die Ausbildung der Jungen und der M\u00e4dchen macht. Falls Freunde aus Deutschland ein, zwei Wochen zu Besuch kommen und neue Impulse geben m\u00f6chten, sind sie ab dem n\u00e4chsten Jahr herzlich dorthin eingeladen. Dann sind die G\u00e4stezimmer n\u00e4mlich fertig. Kontakt: M. Shafi von der Foundation Public School, shafitabish@yahoo.com.
\nDie Schattenseiten bleiben uns allerdings auch nicht verborgen. Die Familien in Chalt sind oft arm und leben in sehr einfachen H\u00e4usern. Iqbal, ein gebildeter und engagierter Mann, erz\u00e4hlt uns, dass es keine leichte Aufgabe ist, die Region zu entwickeln. Nach drei Tagen, an denen wir andere M\u00e4nner im Dorf dabei beobachtet haben, wie sie sich mit Nichtstun die Zeit vertreiben, haben wir den Eindruck, als wollten manche gar nicht viel \u00e4ndern. \n\n\n \t\t\n\t\t\t\t