{"id":1723,"date":"2008-12-01T21:02:00","date_gmt":"2008-12-01T19:02:00","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=1723"},"modified":"2016-12-16T10:45:01","modified_gmt":"2016-12-16T08:45:01","slug":"indien-rishikesh-yoga","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/indien-rishikesh-yoga\/","title":{"rendered":"Ommm\u2026 Willkommen in der Yoga-Welthauptstadt"},"content":{"rendered":"

\"Yoga\"<\/p>\n

Im Zick-Zack-Kurs nach Mandi, Tattapani und Nahan<\/h3>\n

25. November. Wir sagen Tsch\u00fc\u00df zum Dalai Lama. In den n\u00e4chsten vier Tagen werden wir jeden Tag sechs bis acht Stunden auf dem Motorrad sitzen und t\u00e4glich nur 150 bis 200 Kilometer weit kommen. Die Stra\u00dfe seit McLeod Ganj verl\u00e4uft n\u00e4mlich im unendlichen Zick-Zack-Kurs. Viele LKW m\u00fcssen \u00fcberholt werden. Mehr als vierzig Km\/h sind fast nicht drin. Wir schwingen die MZ um so viele Kurven, dass einem etwas schlecht wird. \u00dcber tausend Kurven am Tag. Zwischendurch wird am ersten Tag noch schnell ein kleiner Stopp eingelegt: Michas MZ ist im Fahren ausgegangen. Beim Drehen des Z\u00fcndschl\u00fcssels passiert nichts mehr. Mittlerweile ein Profi bei der Fehlersuche, hat Micha den Wackelkontakt in der Sicherungsdose schnell gefunden und beseitigt. Wir weichen nach unserer ersten \u00dcbernachtung in einer billigen Absteige in der Kleinstadt Mandi auf kaum befahrene Nebenstra\u00dfen durch die gr\u00fcne Berglandschaft aus. Diese Wege sind zwar ruhiger, aber noch enger. Und obwohl hier wenig los ist, m\u00fcssen wir hinter jeder Kurve mit rabiaten Busfahrern rechnen, die auf ihre Vorfahrt bestehen. Auch an den einsamsten Stellen zwingen sie uns mit einem Schreck an den Rand oder zum Stehenbleiben. Auf der Drei-Meter-Stra\u00dfe ist einfach kein Platz f\u00fcr zwei Fahrzeuge gleichzeitig. Unser Blick ist beim Fahren jeden Moment nach vorn gerichtet. Die Terrassenfelder, die im leichten Nebel an den Bergh\u00e4ngen liegen, m\u00fcssen wir im Vorbeifahren aus den Augenwinkeln genie\u00dfen. Der Kilometerz\u00e4hler kriecht im Schneckentempo: noch 70 Kilometer, noch 65, noch 61,\u2026 Hoffentlich schaffen wir es bis zum Abend in den n\u00e4chsten Ort.
\nNoch vor dem Dunkelwerden erreichen wir mit brennendem Nacken das n\u00e4chste Tagesziel: das Dorf Tattapani mit seinen hei\u00dfen Quellen am Fluss. Genau das brauchen wir jetzt: ein Bad im hei\u00dfen Quellwasser, ein gutes Abendessen und dann hinein ins saubere Bett. Das kleine Hotel hat neu er\u00f6ffnet und ist ein guter Platz f\u00fcr die Nacht. Am dritten Tag fahren wir nach Nahan und von dort aus dann nach Rishikesh.<\/p>\n

Rishikesh: Entspannung f\u00fcr K\u00f6rper und Seele<\/h3>\n

29. November, drei Uhr nachmittags. Wir kommen in Rishikesh, Welthauptstadt des Yogas, an und finden nach kurzem Hin und Her erleichtert das empfohlene Hotel auf dem H\u00fcgel mit Blick auf den Ganges und die Berge. Wir parken die Motorr\u00e4der im begr\u00fcnten Hof neben dem \u00fcberhaupt nicht indischen Gartenrestaurant, an dem das Schild \u201eGerman Bakery\u201d h\u00e4ngt. Dieser Ort ist jetzt genau der Richtige, um sich ein paar Tage von den k\u00f6rperlich anstrengenden Kurvenetappen zu erholen. Unser Zimmer ist spartanisch, ruhig und sauber. Vor der T\u00fcr liegen uns eine gem\u00fctliche Steinterrasse und der Garten zu unseren F\u00fc\u00dfen. Andere junge Reisende entspannen sich gerade bei einer Tasse Kaffee, einem Crepe oder Gem\u00fcsesandwich an den kleinen Tischen vor dem Restaurant. Es sind \u2013 wie auch schon in McLeod Ganj \u2013 wieder viele unter ihnen mit verfilzten Haaren, gekleidet in weiten Klamotten und Wollsocken-in-Latschen sowie einem Meditations- oder Yogabuch in den H\u00e4nden.
\nAm ersten Abend in Rishikesh gehen wir \u00fcber eine schmale, lange H\u00e4ngebr\u00fccke auf die andere und lebendigere Seite der Stadt. Bei Sonnenuntergang beobachten wir dort die t\u00e4gliche, spirituelle Zeremonie am Flussufertempel des Parmarth Niketan Ashrams. Auf der Marmortreppe zum Fluss sitzen die in grellem Gelb-orange gekleideten jungen M\u00f6nche \u2013 singend, klatschend, schaukelnd. Beim Zuh\u00f6ren der Chantit\u00f6ne und des durchdringenden Basssounds der kleinen Trommeln gucken wir auf die schnelle Str\u00f6mung des Ganges und die Farben der Zeremonie. Feuerschalen werden durch die Menschen ringsum gereicht. Alles ist so friedlich\u2026
\nDas Leben in einem Ashram \u2013 einer spirituellen, kleinen Gemeinde \u2013 haben in den sechziger Jahren auch die Beatles f\u00fcr ein bis zwei Monate ausprobiert. Sie kamen nach Rishikesh und haben sich hier in geistiger Ruhe zu den meisten Songs f\u00fcrs \u201eWhite Album\u201d inspirieren lassen. Wir finden es hier auch sehr sch\u00f6n: Es weht ein milder Wind, die Sonne scheint \u00fcber die H\u00fcgel und wir blicken von unserem gem\u00fctlichen Hotel aus runter auf den Ganges und seine wei\u00dfen Str\u00e4nde.
\nWir wollen an diesem Ort nat\u00fcrlich nicht das Erlebnis einer Yogastunde verpassen. Unsere versteiften R\u00fcckenmuskeln freuen sich darauf. Morgens um Acht sitzen wir barfu\u00df im Schneidersitz vor einem wei\u00df gekleideten jungen Yogi und falten unsere H\u00e4nde vor die Brust. Dann brummen wir dreimal ein tiefes Ommm und lauschen dem folgenden klangvollen Sprechgesang unseres Lehrers, der die Yogastunde einleitet. Wie immer ist der erste Yogateil, in dem wir uns in entspannter Haltung und unter leiser Anleitung des Lehrers mit unserem Geist auf den ganzen K\u00f6rper einlassen, der Sch\u00f6nste. Und wir sind soweit weg von allem \u2013 insbesondere von der winterlichen Heimat, in der bald der erste Advent gefeiert wird. Wir leben gerade in einer ganz anderen Dimension und genie\u00dfen es! Als wir unsere verspannten Muskeln und Glieder wahrnehmen, geht der Unterricht \u00fcber in den Teil, wo man den Pullover aussieht, weil es warm wird. Den K\u00f6rper anspannen, drei Sekunden ein-, drei Sekunden ruhig ausatmen. Eine schwierige Angelegenheit, nachdem wir schon ewig kein Yoga mehr praktiziert haben. Der Muskelkater kommt zum Gl\u00fcck erst in sechsunddrei\u00dfig Stunden.<\/p>\n

Die Weststr\u00e4nde warten<\/h3>\n

Wir planen unsere Weiterfahrt durch Indien und hoffen, dass wir auf den \u00fcberf\u00fcllten Stra\u00dfen einigerma\u00dfen gut vorankommen werden. Die Weststr\u00e4nde warten auf uns. Micha stellt vor Abfahrt noch an beiden MZ die Kupplungen nach, wechselt das Getriebe\u00f6l und l\u00e4sst zum zweiten Mal einen abgebrochenen Blinker schwei\u00dfen. Die Motorr\u00e4der haben eine liebevolle Pflege schwer verdient.<\/p>\n

Reise-Abenteuer: Von der Haust\u00fcr zum Himalaja und zur\u00fcck
\nn\u00e4chste Reisegeschichte ><\/a><\/strong>
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