{"id":1734,"date":"2008-12-15T21:19:12","date_gmt":"2008-12-15T19:19:12","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=1734"},"modified":"2016-12-16T07:40:24","modified_gmt":"2016-12-16T05:40:24","slug":"kalika-mata-bundi-udaipur","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/kalika-mata-bundi-udaipur\/","title":{"rendered":"Tika, Bindi und Hakenkreuz"},"content":{"rendered":"
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Nur noch vier Etappen bis zum Strand! In den n\u00e4chsten beiden St\u00e4dten \u2013 Bundi und Udaipur \u2013 kommen wir noch einmal in den Genuss indischen Stadtlebens. Keine Molochs, sondern fast romantische Orte mit einem uralten Palast als Markenzeichen. In den Altst\u00e4dten von Bundi und Udaipur winden sich enge, verwinkelte Gassen durch marode, belebte Wohnh\u00e4user mit terrassen\u00e4hnlichen Flachd\u00e4chern und kleinen L\u00e4den im Erdgeschoss. Mager gebaute Obst- und Gem\u00fcseh\u00e4ndler fahren barfu\u00df ihre Karren durch die Stra\u00dfen. Honda Heros, Fahrradfahrer und Mopedrikschas fahren im sportlichen Slalom durch die Menschen.
\nDie Fahrten bis nach Bundi und Udaipur verliefen reibungslos auf meist neuen, breiten und wenig befahrenen Stra\u00dfen. Welch ein Segen. Selbst die kleinen Nebenstra\u00dfen sind oft gut asphaltiert. Wir probieren das erste Mal einen Highway \u2013 Nummer 76 \u2013 aus und sind erstaunt \u00fcber so wenig Verkehr. Kaum ein LKW, kaum ein bekloppter Bus. Mit gen\u00fcgend Geisterfahrern und Ziegenherden auf der Fahrbahn ist trotzdem zu rechnen. In beiden St\u00e4dten beziehen wir ein Zimmer in einem etwa zweihundert Jahre alten, renovierten Wohnhaus, in dem die Familie unbewohnte Zimmer an Reisende wie uns vermietet. Vom Dach aus k\u00f6nnen wir auf die belebten Nachbard\u00e4cher der Umgebung sp\u00e4hen. Es ist Sonntagvormittag und die Kinder spielen mit einem ausgestopften Socken Ball. Ihre M\u00fctter sitzen am T\u00fcrrahmen gelehnt und sch\u00e4len Gem\u00fcse. Die bunte, frische W\u00e4sche h\u00e4ngt bereits \u00fcber dem Gel\u00e4nder in der Sonne. Der Hausherr liest im Schneidersitz seine Zeitung.
\nIn Udaipur gehen wir auf dem riesigen Palastgel\u00e4nde, das an einem See liegt, spazieren. Auch zu sehen im Bond-Film Octopussy. Hinterher machen wir noch eine Tour durch die schmalen G\u00e4nge, marmornen Innenh\u00f6fe und verspiegelten Zimmer des gr\u00f6\u00dften Palastes in Rajastan. Maharaja Udai Singh II hatte diesen Herrscherkomplex und die Stadt darum Mitte des sechzehnten Jahrhunderts erbauen lassen. Palast, See, Gassen, Tempel\u2026 All das macht Udaipur wirklich charmant.<\/p>\n\n
Wir fangen an, unter der Motorradkluft zu schwitzen. Mit jedem Kilometer weiter s\u00fcdlich wird die Luft sp\u00fcrbar w\u00e4rmer und feuchter. Als wir das Dorf Champaner erreichen, fl\u00fcchten wir gleich auf den Pavagadhh\u00fcgel, wo wir ein staatliches Hotel beziehen. Von hier genie\u00dfen wir die Ruhe und einen entspannenden Ausblick auf Champaner im Tal. Nur der gro\u00dfe Ventilator an der Decke macht seine Ger\u00e4usche. Ja, es ist wieder Zeit f\u00fcr Ventilatoren, denken wir. Die angenehme Frische des Nordens ist pass\u00e8. Und in Deutschland stellt man jetzt an der Heizung rum.
\nDie Umgebung au\u00dferhalb des begr\u00fcnten Hotelgel\u00e4ndes ist leider unglaublich zugem\u00fcllt. Es stinkt. In den B\u00e4umen h\u00fcpfen die Languraffen umher: h\u00fcbsche, braun-graue Tiere mit dunklen, scheuen Gesichtern und einem meterlangen, eleganten Affenschwanz. Wir bestellen im einfachen Hotelrestaurant unser Abendessen. Serviert wird rein vegetarisch. Dass hei\u00dft, hier werden auch keine Eier verspeist. Wir m\u00fcssen also zum Fr\u00fchst\u00fcck am n\u00e4chsten Morgen auf unser geliebtes Omelett zwischen zwei Chapatis verzichten.
\nChampaner geh\u00f6rt zum Unesco Weltkkulturerbe. Auf der Spitze des Vulkanh\u00fcgels Pavagadh in achthundert Metern H\u00f6he befindet sich der Kalika Mata Tempel \u2013 eine beliebte Pilgerst\u00e4tte der Hindus, die etwa drei Stunden brauchen, um nach oben zu wandern. Unz\u00e4hlige Menschen kommen jeden Tag hierher. Au\u00dfer uns sehen wir keine anderen Ausl\u00e4nder. Als stille Beobachter sehen wir uns das Pilgertreiben an. Wir nehmen die bequemere Variante hoch zum Tempel: Aus einer Schweizer Seilbahn k\u00f6nnen wir den bunten Pilgerzug von oben sehen. Familien und ganze Schulklassen laufen auf dem antik gepflasterten Tempelpfad und \u00fcber kleine Treppen nach oben. Am Wegesrand sehen wir mit alten Planen und Sackstoffen \u00fcberdachte St\u00e4nde, an denen die Pilger halt machen k\u00f6nnen. Ich frage mich, ob indische Seilbahnen genauso gr\u00fcndlich gewartet werden, wie in der Schweiz. Vertrauenssache. Wir steigen heil angekommen oben aus und auf dem Plateau geht es zu wie auf einem kleinen Rummelplatz. Entspannte Pilger tummeln sich an Souvenir- und Essst\u00e4nden vorbei und stellen sich weiter hinten auf der langen Tempeltreppe in eine Schlange, die hoch zum Kalika Mata Tempel auf die H\u00fcgelspitze f\u00fchrt. Auf den Souvenirs und dem Steinfu\u00dfboden begegnet uns \u00fcberall das Hakenkreuz bzw. das Sonnenrad, das die Inder als religi\u00f6ses Symbol f\u00fcr Wissen, Gl\u00fcck und Wohlstand verehren. Sie nennen es Swastika und als Sonnenzeichen soll es das Bewusstsein erleuchten und Licht in das Dunkel des Unwissenden bringen.
\nWir reihen uns mit in die Pilgerschlange ein, ziehen wie alle anderen die Sandalen aus, als wir den heiligen Tempel erreichen. Wir k\u00f6nnen von oben aus die weite, friedliche Landschaft \u00fcberblicken. Und die Hindus dabei beobachten, wie sie ihre G\u00f6tter verehren und ihre heilige Gabe entgegen nehmen: Jeder Pilger bekommt eine Kokusnuss und Puffreis mit auf den Weg. Und nat\u00fcrlich ein Tika \u2013 die religi\u00f6se Markierung aus rotem Pulver (Kumkum) zwischen den Augenbrauen. Sie segnet den Hindu am Abschluss einer Zeremonie und symbolisiert die \u00d6ffnung seines sog. dritten Auges \u2013 das Zentrum des klugen Geistes. Der rote Punkt zwischen den Augen, den jede verheiratetet Hindufrau tr\u00e4gt, nennt man \u00fcbrigens Bindi. Es soll sie und ihren Ehemann besch\u00fctzen. Das Bindi \u2013 entweder mit Pulver gemalt oder als Aufkleber \u2013 wird heutzutage auch von M\u00e4dchen und unverheirateten Inderinnen als Schmuckst\u00fcck getragen.<\/p>\n
Reise-Abenteuer: Von der Haust\u00fcr zum Himalaja und zur\u00fcck Indische Stadtromantik in Bundi und Udaipur Nur noch vier Etappen bis zum Strand! In den n\u00e4chsten beiden St\u00e4dten \u2013 Bundi und Udaipur \u2013 kommen wir noch einmal in den Genuss indischen Stadtlebens. Keine Molochs, sondern fast romantische Orte mit einem uralten Palast als Markenzeichen. In den Altst\u00e4dten von Bundi und Udaipur winden sich enge, verwinkelte…<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":5357,"parent":0,"menu_order":0,"comment_status":"closed","ping_status":"open","template":"","meta":{"ngg_post_thumbnail":0,"_links_to":"","_links_to_target":""},"tags":[238],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/1734"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=1734"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/1734\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/5357"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=1734"}],"wp:term":[{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=1734"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
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