{"id":7744,"date":"2016-06-05T18:05:22","date_gmt":"2016-06-05T16:05:22","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=7744"},"modified":"2018-02-08T08:28:49","modified_gmt":"2018-02-08T06:28:49","slug":"tuerkei-reise-2016","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/tuerkei-reise-2016\/","title":{"rendered":"T\u00fcrkei: Quer durch Kleinasien"},"content":{"rendered":"
\"Pamukkale,

Pamukkale: Sieht kalt aus, ist aber sch\u00f6n warm. \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

T\u00fcrkei \u2013 Zur\u00fcck im Land des Tschais<\/h3>\n

Wir lieben die t\u00fcrkische Teetradition. Als wir an der Grenze zur T\u00fcrkei stehen, k\u00f6nnen wir allerdings keineswegs erahnen, dass wir dieses Mal sogar der Einladung eines Pr\u00e4sidenten zum Tschai folgen d\u00fcrfen. Aber der Reihe nach. Kaum haben wir dieses Land betreten, steckt Micha schon die erste t\u00fcrkische Telefonnummer ein \u2013 f\u00fcr den Fall, dass wir Hilfe brauchen. Der nette Motorradfahrer aus Istanbul besteht darauf und freut sich \u00fcber unsere alten Motorr\u00e4der. „Na klar kenne ich MZ!“ sagt er auf Englisch. Die Generation seines Vaters w\u00fcrde immer noch „MZ“ als synonym f\u00fcr Motorrad verwenden. Schlie\u00dflich sei es in den Siebzigern fast die einzige Marke gewesen, die man in der T\u00fcrkei erwerben konnte. Heutzutage sind hierzulande Motorr\u00e4der im Allgemeinen eher rar.
\nDie F\u00e4hre in Eceabat<\/span> bringt uns in etwa 20 Minuten r\u00fcber nach \u00c7anakkale. Vor uns liegen nun rund 2.500 Kilometer quer durch Kleinasien bzw. Anatolien, wie die heutige T\u00fcrkei auch genannt wird. Nach der ersten Nacht auf asiatischem Boden etwas s\u00fcdlich von \u00c7anakkale landen wir am n\u00e4chsten Nachmittag in Tekelioglu \u2013 ein Bauerndorf am Marmara-See, dessen Ufer uns f\u00fcr eine weitere Nacht ein Zuhause bieten soll.<\/span><\/p>\n

Gute Nacht im Rapunzel-Dorf<\/h3>\n

Etwas m\u00fcde vom Fahren knattern wir am sp\u00e4ten Nachmittag auf einem schmalen Schotterweg geduldig am durchgeweichten Seeufer entlang. Leider finden wir keine geeignete Stelle zum Zelten. Der See ist bis zum Ufer mit frisch gepfl\u00fcgten Feldern umgeben. Entt\u00e4uscht von unserem Versuch fahren wir ins n\u00e4chste Dorf hinein, um hier nach einer trockenen, gr\u00fcnen Stelle zu gucken. Ein alter Mann mit gro\u00dfen Zahnl\u00fccken, der \u00fcberraschend gut Englisch spricht, verweist uns hilfsbereit an ein rosafarbenes Haus, in dem amerikanische Arch\u00e4ologen wohnen sollen. Die w\u00fcrden die Gegend gut kennen und k\u00f6nnten uns sicher helfen. Tor und T\u00fcr des Hauses sind allerdings verschlossen. Als wir weiterfahren wollen, sehe ich eine t\u00fcrkische Frau neugierig aus dem Haus gucken. „Merhaba!“ rufe ich r\u00fcber. „We are looking for a place to camp!“ Diesen Satz begleite ich mit meinen H\u00e4nden wie bei der Geb\u00e4rdensprache. Sch\u00fcchtern ruft sie schnell ihren Ehemann herbei. Mustafa versteht schnell, was wir wollen und bittet uns ebenfalls mit Gesten, ihm auf den Motorr\u00e4dern zu folgen. Das Ziel ist eine kleine Gartenwiese vor seinem Haus oben im Dorf \u2013 mit Blick auf den See. Ohne ein einziges Wort aus seinem Munde macht uns Mustafa klar, dass wir gerne unser Lager hier errichten d\u00fcrfen. Seine Tochter Iraz kommt jetzt noch dazu und bietet mit etwas Englisch ihre Hilfe an. Wir haben sie, ihren Vater und Mutter Ay\u015fe<\/span> etwas \u00fcberrumpelt mit unserem pl\u00f6tzlichen Erscheinen, aber am Abend sitzen wir im Wohnzimmer alle entspannt beim Tschai zusammen, lachen und erz\u00e4hlen, was das gemeinsame Englisch so hergibt. Tekelioglu sei das erste \u00d6kodorf in der T\u00fcrkei, erz\u00e4hlen sie uns stolz. Mustafa ist einer der Bauern, die f\u00fcr die deutsche Biofirma Rapunzel Sultaninen, Oliven und Weizen anbauen. Mit einer Flasche feinstem Oliven\u00f6l, die noch schnell im Tankrucksack verstaut wird, Brot und einem St\u00fcck aromatischen Schafsk\u00e4se werden wir am n\u00e4chsten Morgen mit einer herzlichen Umarmung auf die Weiterreise entlassen.<\/p>\n

Pamukkale: Barfu\u00df durch die Winterlandschaft<\/h3>\n

Pamukkale \u2013 diesen Namen kannte ich bisher nur von t\u00fcrkischen Restaurantschildern in Berlin. Als wir in diesem Dorf ankommen und uns h\u00e4uslich in einer der vielen Pensionen eingerichtet haben, machen Micha und ich erstmal ein Schl\u00e4fchen. Mitten am Tag versinke ich im Bett. Unterwegssein kann anstrengen. Einige kuriose Tr\u00e4ume sp\u00e4ter rei\u00dft mich Micha mit einem Foto auf seinem Handy aus dem Schlaf: Meine <\/span>Sturmhaube auf dem Sofa in Tekelioglu! „Ach Schei\u00dfe<\/span>!“ Mehr kann ich dazu nicht sagen. Meine Laune ist dahin. Wenn es ein Utensil gibt, das ich heute auf der Fahrt hierher so richtig sch\u00e4tzen gelernt habe, dann meine alte Sturmhaube. Heute Morgen bei der Abreise aus <\/span>Tekelioglu dachte ich, wir h\u00e4tten sie versehentlich irgendwo tief in einer der beiden gro\u00dfen Taschen verstaut. Der kalte Wind kroch mir die ganze Fahrt \u00fcber in den Nacken \u2013 egal wie hoch ich den Kragen meiner Motorradjacke zog und wie fest ich das Nothalstuch umband. Wir bitten Iraz versch\u00e4mt, uns das Kleidungsst\u00fcck ins Gasthaus nach G\u00f6reme in Kappadokien nachzuschicken. Ohne zu z\u00f6gern tut sie uns den Gefallen und bedankt sich noch mehrmals f\u00fcr unseren Besuch. Drei Tage sp\u00e4ter werde ich das P\u00e4ckchen in meinen H\u00e4nden halten und ich kann Kopf und Hals wieder fahrtwinddicht verh\u00fcllen.
\nSorglos und bei frischem Wind und warmer Sonne klettern wir barfu\u00df \u00fcber die nassen, schneewei\u00dfen Kalkterassen, die Pamukkale ber\u00fchmt gemacht haben. Der Geist ist irritiert von der Winterlandschaft, die keine ist. Oben auf der Spitze des „Eisberges“ gibt es dann ein weiteres Highlight \u2013 die Ruinenlandschaft der antiken <\/span>griechischen<\/span> Stadt Hierapolis, deren Bewohner schon damals die Quellen der wei\u00dfen Berge als Thermalb\u00e4der nutzten. Der sch\u00f6ne weite Blick von hier oben macht den Kopf frei von s\u00e4mtlichen Gedanken.
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