<\/div>\t<\/div>\n\n
Kalm\u00fcckien: Ein St\u00fcck Mongolei in Russland<\/h3>\n
Schon mal von Kalm\u00fcckien geh\u00f6rt? Die autonome russische Republik ist besiedelt von Menschen, deren Vorfahren vor etwa 400 Jahren aus der Mongolei an die Wolga kamen. Das Steppenland ist die einzige buddhistische Region Europas. In Elista steht der gr\u00f6\u00dfte Buddha-Tempel im Okzident \u2013 der Churul<\/em>.
\nWir w\u00e4hlen von Budjonnowsk<\/span> aus den k\u00fcrzesten Weg \u2013 200 Kilometer nach Norden, durch die Ein\u00f6de. Ab dem St\u00e4dtchen Arsgir landen wir auf einer feinsandigen Piste, die sich immer wieder teilt. Bald sind wir nicht mehr sicher, welcher der Autospuren wir folgen sollen. 40 Kilometer lang eiern wir bei gnadenloser Hitze durch die gl\u00fchende Steppe, denn auch die Navi-<\/span>App ist \u00fcberfordert. Micha fragt einen scheuen Hirten auf seinem stolzen Pferd. Der wei\u00df auch nicht, wohin er uns schicken soll. Wir starren ratlos in die bl\u00fchende B\u00fcschel-Ebene in zartem Gr\u00fcngrau, Altrosa und Goldgelb.
\nDie Pfade f\u00fchren uns drei, vier mal \u00fcber ein scheinbar verlassenes Geh\u00f6ft. Unsere Motorr\u00e4der scheuchen schon von Weitem die traurigen Wachhunde an der Kette auf und ihre freilaufenden Kollegen verjagen uns aus dem Revier. Dabei lie\u00dfen sich hier so sch\u00f6ne skurrile Fotos machen: Ein verlassener Russentraktor als einziger greller Farbklecks. Riesige Schafe dr\u00e4ngen sich im Schatten einer H\u00e4userwand. Ein stolzer Truthahn steht auf der rostigen Kofferraumhaube eines ausrangierten Ladas. Ein goldbrauner Staubwirbel tanzt \u00fcber den menschenleeren Hof.
\nWir folgen den Strommasten und landen nach fast drei Pistenstunden auf einer asphaltierten Trasse, die uns ans Ziel f\u00fchrt. In Elista \u00f6ffnet M\u00fctterchen Tatjana das graue Eisentor zu ihrem Hof in einer stillen Wohnsiedlung. Sie begr\u00fc\u00dft ihre eingestaubten, m\u00fcden G\u00e4ste mit Keksen und Tschai und l\u00e4chelt uns durch ihre zentralasiatischen Augen an.
\nHeftiger Wind und ein kurzes Gewitter haben die Stadtluft f\u00fcr den n\u00e4chsten Tag abgek\u00fchlt. Wir besuchen den alten und neuen buddhistischen Tempel, laufen durchs k\u00fchle, leere Nationalmuseum, essen Eis im Park und beobachten Kinder beim Nationalsport der Kalm\u00fccken \u2013 dem Schachspiel. Zum Abendessen gibt es gef\u00fcllte Teigtaschen. Die Kalm\u00fccken nennen sie B\u00f6riki<\/span><\/em>. Teigtaschen haben die ganze Seidenstra\u00dfe erobert.
\nWir wollen weiter ins Wolgadelta. Nur noch schnell zur Post und los gehts. „Adin marka, Germania, paschalsta<\/span>„, bitte ich den jungen Mann hinter dem Tresen der Post, und zeige ihm dabei unsere Postkarte vom Tempel Churul<\/em>. <\/span>Der dreht und wendet die Karte. Er wei\u00df nicht, was er damit anfangen soll, weil sie noch unbeschrieben ist. <\/span>Dann bl\u00e4ttert er in einem Katalog. „35 Rubel“, sagt er. Danach will er meinen Namen wissen \u2013 der m\u00fcsse auf die Karte. Na gut. „Und jetzt der Empf\u00e4nger bitte!“ Logisch. Als ich meine Postkarte zur\u00fcckhaben m\u00f6chte, um unsere Gr\u00fc\u00dfe darauf loszuwerden, bekritzelt er den Rest erst noch mit der Kennzeichnung des hiesigen Postbezirks. Es verwundert ihn, dass ich auch etwas auf die Karte schreiben m\u00f6chte, aber f\u00fcr zwei Zeilen ist ja gerade noch Platz. Laura \u2013 bitte sag uns, ob die Post bei Dir angekommen ist!
\n<\/span><\/p>\nAstrachan \u2013 Verkriechen am Wolgadelta<\/h3>\n
Gott sei Dank, die M\u00fcckenplage ist gerade vorbei. Jedes Jahr fallen im Juni ganze Schw\u00e4rme \u00fcber das Delta her und saugen alles aus, was Blut in den Adern hat. In den letzten Tagen hatten uns viele davor gewarnt, dass wir echt Angst bekommen haben. W\u00e4hrend der Fahrt nach Astrachan sah ich mich schon schwei\u00dfgebadet in voller Motorradmontur durch M\u00fcckenwolken laufen \u2013 nur schnell zum Lebensmittelladen, dann ins klimatisierte Apartment und schnell weiter nach Kasachstan. Aber zum Gl\u00fcck ist es nicht so.
\nWir sehnen uns beide gerade nach einer Pause vom Unterwegssein und ziehen uns vier Tage lang in die kleine, sanierte Wohnung im f\u00fcnften Stock eines alt-sowjetischen Wohnblocks zur\u00fcck. Mehr brauchen wir gerade nicht. Auch keinen Ausflug ins Delta bei 38 Grad im Schatten. Einfach nur Fr\u00fchst\u00fccken, W\u00e4sche waschen, Schreiben, Lesen, Dokus gucken, Yoga machen und Michas verbrannten R\u00fccken pflegen. Der h\u00e4utet sich wie eine Schlange, nachdem die vom Schwei\u00df aufgeweichten Blasen auf der Haut endlich ausgetrocknet sind.
\nEin Beh\u00f6rdengang steht an. Sp\u00e4testens am siebten Werktag nach Einreise in Russland m\u00fcssen wir uns registrieren lassen. So haben wir das zumindest verstanden, denn jeder erz\u00e4hlt uns etwas anderes. Um \u00c4rger zu vermeiden, wollen wir das einfach erledigen. Was wir nicht wussten ist, dass der Vermieter des Apartments als Gastgeber ebenfalls auf dem Amt erscheinen muss. Am Ende lungern wir fast vier Stunden in der Poststelle herum, bis die Beamtin den entsprechenden Papierkram bearbeitet hat \u2013 f\u00fcr jeweils 500 Rubel, rund sieben Euro.
\nMit dem fraglichen Zettel im Reisepass und aufgetankt mit neuer Reiselust steuern wir am 30. Juni 2016 morgens um halb sechs Kasachstan an. Um sieben stehen wir in der relativ kurzen Schlange am Schlagbaum in Kotjajewka \u2013 <\/span>bereit f\u00fcr das Grenzprozedere und die kommende Durststrecke bis Atyrau. Die russischen Grenzer winken uns nach vorne durch: ab an die Kabine zur Passkontrolle, noch ein schneller Stempel vom Z\u00f6llner \u2013 ganz ohne Gep\u00e4ckkontrolle \u2013 und „Good bye!“. \u00dcberrumpelt von der z\u00fcgigen Abfertigung knattern wir die paar Kilometer zum kasachischen Posten weiter. Wir werden erst Monate sp\u00e4ter feststellen, dass bei Micha der Ausreisestempel neben dem Visum fehlt, was die Beantragung eines neuen Russland-Visums schwer macht.<\/p>\n> So geht`s weiter: Durststrecke: Von Kasachstan nach Karakalpakstan <\/a>
\n< Vorherige Reisegeschichte<\/a><\/strong><\/p>\nDie ganze Reise im \u00dcberblick \u2013 mit Route, allen Reisegeschichten und Bildern:<\/strong>
\nAsienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad<\/a><\/span><\/p>\n[printfriendly]\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Geduldsprobe russische Grenze 20. Juni 2016, morgens um halb neun. Wir haben gerade eine Menge Lastwagen \u00fcberholt und sind nun an der georgisch-russischen Grenze bei Dariali. Der Himmel ist blau. Perfekt. In drei Tagen wird heftiger Regen einen 800 Meter langen Erdrutsch ausl\u00f6sen und die Stra\u00dfe nach Russland f\u00fcr unbestimmte Zeit blockieren. Wir sind also…<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":8570,"parent":0,"menu_order":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","template":"","meta":{"ngg_post_thumbnail":0,"_links_to":"","_links_to_target":""},"tags":[369],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/8408"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=8408"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/8408\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/8570"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=8408"}],"wp:term":[{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=8408"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}